Es sind Ferien. Eine „Wochenchallenge“ aus dem Lernpädagogik-Programm liegt an. Ansonsten erinnern nur die herumliegenden Schnelltests an den kommenden Schulstart. Was bin ich wieder froh, Nachwuchs älterer Jahrgänge zu haben. Ich muss mir keine lustigen Spielchen überlegen, warum jetzt ein Wattestäbchen in die Nase muss. Wo schon keine Zahnbürste in den Mund darf und Haarewaschen als tiefer Eingriff in die kindlich-körperliche Unversehrtheit verstanden wird. Nein, ich kann mit Argumenten kommen. Industriebetriebe haben eine Lobby, daher müssen die Kids bis runter zur KITA-Belegschaft flächendeckend ran. 15jährige können das schon nachvollziehen. Oder lassen wir’s als Feldversuch gelten, um die ominöse Theorie zu widerlegen, Schulen wären die neuen Hotspots. Auch können wir bei der Gelegenheit gleich statistisch bewerten, wie clever es ist, die Anzahl positiv Getesteter auf eine Grundgesamtheit X der Bevölkerung und nicht auf die Anzahl der Tests zu beziehen. Während Gesundheitsämter noch mit Excel und Labore unter beliebigen Standards arbeiten, sperren wir auf dieser Grundlage Menschen ein.
Ich bin für Modellversuche. Selbige von vorn herein abzusagen ist die beste Strategie, um unwiderlegbar zu gestalten, dass die eigene Idee die einzig mögliche ist. Nicht zwingend jedoch die schlauste. Es ist nun mal menschlich, möglichst das auszublenden, was nicht ins eigene Weltbild passt. Die Kurve der Covid-Verstorbenen zum Beispiel. Die wir logischerweise minimieren möchten, von der aber kaum berichtet wird, dass sie die dritte deutsche Welle ganz verschlafen hat.  Taugt sie nicht mehr zur Panikmache? Hören wir deswegen derzeit soviel von Langzeitfolgen? Dabei wäre sie zumindest ein Indiz für erfolgreiches Impfen. Was wiederum stets dann diskutiert wird, wenn es ums Knüpfen von Rechten an grüne Ausweise geht. Was wir angeblich nie machen wollten, aber derzeit wie selbstverständlich diskutieren. Freilich entgegen der ausdrücklichen Empfehlung des Deutschen Ethikrates, der genau für solche Fragestellungen da ist. Der passt aber wohl aufgrund seines satzungsmäßigen „pluralistischen Meinungsspektrums“ gerade nicht ins politische Bild. Hammer. Doch es gilt nun mal um jeden Preis, die Impfbereitschaft in der Bevölkerung zu stärken. Jene, die wir vorher durch Unehrlichkeit ruiniert haben. Keine Impfung ist sicher. Schon gar nicht eine im Schnellverfahren entstandene. Es liegt nahe, dass Langzeitrisiken nicht bewertet werden können, wenn die lange Zeit fehlt. Inzwischen ist bekannt, dass es auch Kurzzeitrisiken gibt. Natürlich. Kein Medikament ist „sicher“. Es sterben jährlich Tausende allein an den Nebenwirkungen von Aspirin und trotzdem werfen es sich manche von uns ein wie Lutschbonbons. Fair wäre es, Vor- und Nachteile von Impf- und Krankheitsrisiken zu diskutieren. Und die persönliche Abwägung jedem einzelnen zu überlassen, anstelle vorsorglich schon mal von „Impfverweigerern“ zu sprechen. Ich nehme diese Abwägung für jede Art von Impfung sehr intensiv vor, denn ich habe auch noch für Kinder zu entscheiden. Kostet Zeit, kann ich aber nur empfehlen. Vom Segen für die Menschheit bis zum fragwürdigen Einkommensmodell der Pharmaindustrie ist nach meinen Erkenntnissen alles dabei.