Wer hätte gedacht, dass Kinder einmal viel darum geben würden, wieder normal in die Schule gehen zu dürfen. Wen wundert’s nach einem reichlichen Jahr vorwiegend im Distanzunterricht. Was waren die wenigen Wochen im Wechselmodell doch erhellend. Mittlerweile schleichen sich erste depressive Momente ein. Es gibt keine Trennung mehr zwischen Schule und Freizeit, alles findet im Kinderzimmer statt. Die Verbindung zur Außenwelt sind stets Laptop oder Tablet. Außerhalb der eigenen vier Wände passiert schon lange kaum etwas. Die e-Reader füllen sich, das Bücherregal platzt aus allen Nähten. Solo-Beschäftigung. Familie kann nicht alles ersetzen.
Umso wichtiger sind Ferien. Kinder in irgendwelche Nachhilfsangebote zu schicken wäre das letzte, was ich tun würde. Klarer Fall von Psychogesundheit über Leistungsanspruch. Es fragt sich nur, wie sich die Ferien wohl gestalten werden. Die geplante Fahrradreise mit der Konfi-Gruppe? Besuch bei Oma und Opa? Na schauen wir mal. Ich bin mittlerweile Profi im Buchen und Stornieren von Wochenend-Trips. Ganz bescheiden, separiert und im eigenen Bundesland natürlich, mit Aerosol-Risiko 0. Interessiert allerdings nicht. Bisher waren die Corona-Verordnungen immer schneller, Modellprojekte noch gar nicht aktiv. Also sammeln wir tageweise Wanderstempel im Harz. Eine der genialsten Erfindungen zur Jugendbewegung. Ein Frevel in den Augen von Herrn Lauterbach. Ich mochte seine Art, als er noch Fliege trug. Mittlerweile wird er vom Volk mit umstrittenen Worst-Case-Szenarien trotz völliger Ausblendung sämtlicher Perspektiven und Kollateralschäden unter die beliebtesten Politiker gewählt. Nun ja. Wir wandern trotzdem. Wenn gerade eins wichtig ist, dann das Training von Fitness und Immunsystem. Und zwar an frischer Luft. Diese Wesentlichkeit schafft es leider nicht mehr in die Nachrichtenkanäle. 500 Höhenmeter in Wind und Wetter sind schon mal ein Anfang. Die täglichen Abendspaziergänge der Erziehungsberechtigten sind für den Nachwuchs eben auf Dauer uncool. Leider schaffen wir es praktisch nie vor 22 Uhr zurück. Noch nicht herausgefunden habe ich, wie groß unser Abstand sein muss, damit wir als Alleinspazierende gelten. Inwiefern sich das unterbleibende Händchenhalten aufs Infektionsgeschehen auswirkt, bleibt abzuwarten. Die Anzahl der Begegnungen wird es vermutlich nicht, denn im Durchschnitt der letzten Woche trafen wir je Runde knapp 2 Katzen, einen halben Marder, ein Drittel Haase sowie 0,83 Periode Hunde – und genau einen Menschen.