Nun ein Hoch auf die lebenden Sprachen! Sie haben einen entscheidenden Vorteil. Man kann sich damit unterhalten – auch außerhalb des Vatikans. Die Auswahl ist groß. Unter gut 7.000 Sprachen weltweit darf sich die Schule für ihre Zweitangebote entscheiden. Meist wird sie es vom Vorhandensein von Lehrplänen und Lehrern abhängig machen.
Wonach entscheiden? Was am meisten gesprochen wird? Dann wird’s wohl Chinesisch werden. Viel Erfolg! Vielleicht ein wenig realistischer: Spanisch auf Platz 2 der meistgesprochenen Sprachen der Erde. Jawohl, noch vor dem omnipräsenten Englisch. Russisch auf Platz 8 ist auch noch gut im Rennen. Der Rest fällt durch. „Russisch kommt nicht in Frage, das mussten wir in der DDR lernen“, höre ich immer noch. Das kann man so nicht gelten lassen. Eine Sprache über das Auswendiglernen von Dialogen vermitteln zu wollen, kann nicht als ernstzunehmender didaktischer Ansatz im Sinne von Spracherwerb gewertet werden. Wer kennt noch mehr als 10 russische Vokabeln? достопримечательности zählt nicht, das kann jeder! Einfach schade drum, wo doch die Russen mit Abstand das schönste Alphabet haben.
Die romanischen Sprachen – die von den Römern abstammen – klingen sehr schön, haben viel gemeinsam und einige Unterschiede. Es ist keine gute Idee, sie alle auf einmal zu lernen. Ich habe mal – nach einem vorangegangenen Italienurlaub – in einem Restaurant in Barcelona sehr selbstbewusst einen Esel bestellt. Die Bedienung kam gut damit klar, denn Italiener bestellen häufig Esel zum Frühstück. So sehr sich das Vokabular in beiden Sprachen ähnelt – das Wort für Butter tut es nicht.
Kennt Ihr noch die Hörübungen aus der Schule? Während man noch grübelt, was die zwei bis drei Vokabeln bedeuten, die man meint vernommen zu haben, ist der Rest der Geschichte vorbei. Kann auch ein Auswahlkriterium sein. Spanier versteht man nicht, weil sie mit affenartiger Geschwindigkeit in ungefähr immer der gleichen Tonhöhe sprechen. Franzosen reihen als Gemeinheit für Ausländer alle Wörter so aneinander, dass man nicht weiß, wo Anfang und Ende ist. Und Russen nuscheln gern ein bisschen. Im Endeffekt ist es immer das Gleiche.
Bliebe noch das Sprechen. Der Französisch-Schüler tut gut daran, eine vage Vorstellung zu haben, wo Nasale im Nasenrachenraum gebildet werden. Ein fortwährendes „äng“ und „ong“ könnte ihn im Laufe der Jahre frustrieren. So ist es auch mit dem spanischen und italienischen „r“. Besonders in seiner Ausprägung „rr“. Zu hören als „rrrrrrr“. Letzteres habe ich bis heute nicht drauf. Leider verlieren wir mit circa sechs Jahren die Fähigkeit, jede Sprache der Welt mit ihren lautlichen Besonderheiten zu erlernen. Das trifft, wie viele wissen, auch auf das „th“ zu.
Also was denn jetzt? Keine Ahnung. In solchen Fällen bin ich immer für Bauchgefühl.
Kommentare von Mi.Wo.