Heute ist Tag der Muttersprache. Wie gut, dass wir Deutsch sprechen, denn als Fremdsprache möchte ich diese nicht unbedingt lernen. All das viele schwache, starke und gemischte Deklinieren muss für Ausländer furchtbar anstrengend sein. Erst kürzlich musste ich mich mit meinem Gefühl, es heiße „die Einstellung Mitarbeitender“ im Gegensatz zu „die Einstellung der Mitarbeitenden“ durchsetzen. Ein interessantes Gefühlschaos unter den Diskutierenden.
Die -enden sind ja jetzt ganz gendermodern. Hab ich noch nicht verstanden, denn der Mitarbeitende ist ja immer noch männlich. Aber wenn’s weiterhilft. Dass das Volk der Dichter auf die Idee kommt, Sternchen zu sprechen, ist erstaunlich. Goethe würde sich wohl im Grabe herumdrehen. Der Duden hat jetzt auch die „Gästin“ erfunden. Nur zu. Ich bezweifle, dass diese im allgemeinen Sprachgebrauch ankommt. Etwa so, wie der Genitiv abhanden kommt, egal wie verzweifelt man den Nachwuchs um ein „wegen des“ ersucht. Old School. Ob die Lateiner sich auch so gewehrt haben, als die Altfranzosen und Altspanier die Casuuuus-Deklination wegrationalisierten?
In Orthographie und Interpunktion sind mir die Kids voraus. Mein vorbildlich angeeignetes Wissen wurde einfach irgendwann reformiert. Meine Linguisten-Seele rebellierte gewaltig gegen die Erfindung eines Portmonees. Wer Portemonnaie nicht drauf hat, schreibe doch einfach Geldbörse! Nun lernt sich’s im Widerstand leider schlecht – also schlage ich immer noch nach. Irgendwie kein gutes Konzept. Allerdings eins, dass im Schulalltag recht häufig zu finden ist. Einheitsmethoden für alle, Fachschwerpunkte statt Didaktik-Kompetenz, mangelnde Chancengleichheit – all das produziert genug Widerstand. Zu Ungunsten dessen, was die zu Schulenden am Ende mit nach Hause nehmen.