„Mama, ich hab mich mit Sofia gestritten, wie die Erde entstanden ist. Sie sagt, das war Gott. Aber es war doch der Urknall.“, kam mein Sohn eines Tages aus der Grundschule. „Und wie ist es ausgegangen?“. „Na ich hab mir dann gedacht, Gott könnte ja den Urknall erschaffen haben“. Er war hochzufrieden mit seiner Lösung. Ich auch. Andere Meinungen zu hinterfragen und ins eigene Denkmodell einzubeziehen ist nicht jedermanns Sache. Heute Abend landen wir mal wieder bei der Entstehung der Menschheit. Wenn Adam und Eva zwei Söhne hatten und Kain seinen Bruder Abel erschlagen hat, müssten ja alle Menschen von Kain abstammen. Von Kain? Grob überschlagen könnte das passen. Und weiter? Wir lesen nach. Die Bibel zitiert noch viele weitere Geschwister. Geschwisterehe? Als Hobby-Genealogin – Expertin für Staumbaumerforschung bis anno dazumal – bin ich schwer begeistert, dass meine 15jährige jetzt den problematischen Genpool einwirft. Den hatten wir schonmal auf dem Weg von König Artus über europäische Adelshäuser hin zu Erbkrankheiten durch Verwandtenehen. Die Habsburger Unterlippe ist so ein wenig ansehnliches Beispiel. Die Theologie hat für dieses Problem eine Lösung, lernen wir. Adam und Eva waren perfekt. Da gabs einfach noch keine Gendefekte, die bei Geschwisterehen hervortreten. Die entstanden erst durch die Sünde. Jetzt bin ich raus, denn zur Sünde als grundsätzlicher Bestandteil des Menschseins habe ich eine persönliche Meinung. Außerdem lässt das der Junior sowieso nicht gelten, denn der Apfel wurde vor dem Kinderzeugen gemaust, ist er sich sicher. Wir landen in einer Sackgasse und geben schlussendlich wieder einmal zu, dass uns die Darwinsche Lehre plausibler erscheint. In der Schule wird sich das Dilemma nicht so sehr aufdrängen. Es ist ja praktischerweise in Religion und Biologie aufgeteilt.