Wieder erster Schultag für den Junior. Was kam er begeistert nach Hause. Im dritten Englischjahr mit Frau R. stellt er fest, wie toll sie doch ist. Chemie wäre ja super spannend und motivierend gewesen. Tatsächlich, er sagte motivierend. Und Musik ist eh cool. Brühwarm bekomme ich die Geschichte der amerikanischen Sklavenmusik erklärt. Erfreulicherweise kann ich noch Beispiele für die Metaphern eines Spirituals besteuern. Es ist immer gut, wenn man als Mutter mal durchblicken lassen kann, dass aus der Schule auch was hängen bleibt. Grins. Auch ich hatte irgendwann einen ganz tollen Musiklehrer. Weil mein Sohn das Unterrichtsbeispiel „Oh happy day“ aus dem Film „Sister Act“ so beeindruckend fand, schauen wir am Abend den Film. Der reißt nicht nur musikalisch mit.
Aber jetzt mal einen Rat an uns Eltern. Lasst die Kirche im Dorf. Gelassenheit ist das Wort der Stunde. Was werden gerade für schreckliche Szenarien an die Wände des elterlichen Horizonts gemalt. Ein verlorener Schülerjahrgang mit massiven Bildungslücken, der später soundsoviel Prozent weniger verdienen wird. Was für ein Unsinn. Erstens spielt es mindestens an weiterführenden Schulen keine Rolle, ob die Schüler 95% des Wissens später wieder vergessen haben oder 1/24 davon gar nicht erst gelernt haben. Fähigkeiten zu erwerben gibt es gerade mehr als genug. Mit ein wenig Flexibilität lassen sich auch Abschlussprüfungen mit einem geschlossenen Auge betrachten. Betrifft ja alle gleich. Wir sitzen alle im selben Boot, sagt auch die Kanzlerin. Und vergisst dabei, dass ihr Portemonnaie ein wenig schwerer ist als das vieler Mitbürger. Ihr Job ein wenig sicherer. Ihre berufliche Perspektive sehr klar. Wen interessiert eine abgespeicherte Matheformel, ein paar Vokabeln, ein Diktat mehr oder weniger, wenn es sozial benachteiligte Familien gibt, deren Kinder sich die Existenzsorgen der Eltern annehmen, zu Hause weder Ruhe noch Arbeitsgeräte vorfinden, vielleicht Gewalt erfahren. Probleme, die wir schon immer haben, die nur jetzt regelrecht ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden. Hier sind wie immer die Verlierer zu finden. Das halte ich mir immer gern vor Augen, wenn ich mal wieder vermeintlich von Job und Hauslehrerschaft überfordert scheine. Bleib gelassen. Was DU hast, ist es nicht wert, Problem genannt zu werden.