Bleiben wir bei Stress. Kürzlich stand meine Tochter neben mir. Sie kommt in Mathe nicht weiter. In 90 min muss abgegeben werden, sonst gibt’s Ärger. Also Stress. Wie durch ein Wunder habe ich genau diese 90 min keine Home-Office-Konferenz. Also los. Es handelt sich um Flächenberechnungen. Zu dumm, die Nummer mit dem sinnbefreiten Stoff kann ich jetzt nicht zur Entspannung bringen. Zu sehen ist eine Art Mandala, dessen Flächeninhalt irgendwie wichtig ist. Sieht für Mathe ganz hübsch aus. Die schöne Optik bringt aber nichts, denn wir sind ja unter Stress. Es passiert also nicht viel in meinem Oberstübchen, denn Stress und Kreativität vertragen sich nicht. Ich erinnere mich zumindest an

Das wäre viel zu kompliziert, sagt meine Tochter. π r² ist doch viel einfacher. Sachlich völlig korrekt, aber die Formel hat keine Melodie. Piiiivierteldeeeeequadrat. Das ist Musik und verknüpft die Gehirnhälften. Ergebnis: ICH WEISS ES NOCH! Hilft aber jetzt nur bedingt, denn das Mandala hat Abi-Niveau. Kreisstücke und Quadratteilchen vernebeln mein Gehirn. Es ist halt immer noch Stress. Eventuell hilft es, Erziehungsberechtigte in tiefer Verzweiflung zu erleben – im jugendlichen Gehirn klingelt eine zielführende Idee. Nochmal gut gegangen. Langsam sinkt der Adrenalinspiegel.

Später wird sich durch eine selbstbewusste Nachfrage an die Lehrerin rausstellen, dass das mit den 90 min gar nicht so stressig gemeint war.